WIR BEKOMMEN EINEN TERRIER

Wie findet man eigentlich einen neuen, vierbeinigen Begleiter? Man stöbert vielleicht ein wenig im Netz, checkt die aktuellen eBay-Kleinanzeigen oder lässt sich von Büchern über die entsprechende Rasse informieren. Natürlich schaut man auch in den nahegelegenen Tierheimen, ob nicht dort schon der passende Hund auf einen wartet. Alles in dieser oder ähnlichen Reihenfolge.

Auf unserer Suche nach Lemmy sind wir sehr schnell fündig geworden. In Summe haben wir drei Züchter kontaktiert. Ende Oktober schrieben wir die letzte und entscheidende Zucht per eMail an und bekamen am selben Tag noch eine Antwort. Es war eher ein Zufall. Ein anderer Wurf war vor einigen Wochen geschlüpft und wir hatten uns eine kleiner Terrierhündin namens Ocean ausgeguckt. Nach Kontaktaufnahme mit der Züchterin erfuhren wir, dass bereits Interessenten persönlich vorbei kamen. Wir hätten uns vermutlich sehr schnell entscheiden müssen. Am Ende wollten wir aber nichts überstürzen. Die Züchterin teilte uns dann mit, dass eine andere Hündin in wenigen Tagen werfen sollte. Wir meldeten sofort unser Interesse an.

Zwei Tage später, bei unserer Familien-Halloweenfeier, bekamen wir dann die folgende Nachricht: „Guten Abend, Snowflake hat gerade drei Rüden das Leben geschenkt…“. Unfassbar, als hätte sich ein langersehnter Traum erfüllt. Wir waren nun im Grunde schon Hundeeltern und mussten uns nur noch für einen kleinen Terrier entscheiden. In den darauffolgenden Tagen stellten sie noch ein paar Bilder online. Die Welpen sahen aus wie kleine gnubbelige Wesen, die sich noch nicht entschieden hatten, welches Tier sie gern werden wollen, wenn sie mal groß sind. Nach einem Telefonat mit den Züchtern vereinbarten wir den ersten Besuchstermin, den sie Welpenkuscheln nannten. Die zwei Wochen, die wir auf diesen Termin warten mussten, zogen sich wie Kaugummi. Wir wurden mit einigen Bildern und Videos über die Wartezeit hinweggetröstet. Und dann, es war ein Sonntag, waren wir endlich beim ersten Welpenkuscheln.

Da waren sie die kleinen Racker. Drei winzige und ziemlich schläfrige Rüden. Einer von ihnen war ein besonders verschlafener Bursche. Sein Name war Peter Pan. Er war fast komplett weiß. Lediglich sein linkes Ohr und das Auge waren schwarzbraun gezeichnet und an der rechten Schläfe hatte er einen schwarzen Punkt. Doch nicht nur das Äußerliche war im Vergleich zu den anderen Welpen anders, fast außergewöhnlich. Auch vom Verhalten schien er wie ein kleiner Außenseiter zu sein, der einfach nur seine Ruhe haben wollte. Ich bekam ihn am Anfang in die Hand gedrückt und ich ließ ihn den gesammten Nachmittag nicht mehr los… innerlich hatte ich mich also bereits entschieden. Dieser kleine Kerl war nun mein Hund, das wusste ich. So lernten wir unseren Lemmy kennen und verloren unser Herz an ein weißes in diesem Moment noch sehr meerschweinchenartiges kleines Etwas.

Natürlich hatten wir noch Zeit über alles nachzudenken und sollten mindestens eine Nacht über die Entscheidung schlafen. Einen Unterschied machte es für uns nicht. Wir sagten am folgenden Tag zu und erhielten auch von den Züchtern den Zuschlag. Sie beglückwünschten uns zum neuen Hund, gaben uns alle wichtigen Infos und fragten, ob wir den Namen so beibehalten wollen. Wir waren uns einig, dass Peter kein geeigneter Name für einen Parson Jack Russell Terrier war… und so verknüpften wir unsere Liebe zur Musik mit unserem neuen Familienmitglied und entschieden uns für den Namen Lemmy. In nicht mal mehr zwei Monaten sollte ein kleiner Welpe bei uns einziehen.

Von nun an fuhren wir fast jedes Wochenende über hundert Kilometer, um Lemmy zu sehen. Unter der Woche wurden wir mit reichlich Fotos und Videos gefüttert. Wir betrieben exzessiven Nestbau, indem wir ganze Tierläden leer kauften, die Wohnung knabbergerecht einrichteten und unzählige Hundebücher studierten. Die kleinen Welpen wuchsen schnell. Bei den nächsten Besuchen stellten wir fest, dass Lemmy nie und nimmer der stille Außenseiter sein kann, für den wir uns am Anfang entschieden haben. Er war eher ein kleiner fieser Zwerg, der scheinbar riesen Spaß daran hatte, seine beiden Brüder zu terrorisieren. Wenn er sie nicht gerade zwickte, bockte er sie und ließ nur selten von ihnen ab. Beim Essen, welches die drei aus einer gemeinsamen Schüssel bekamen, stand er in der Schüssel, um den beiden so wenig wie möglich abgeben zu müssen. Zu der Zeit war das für uns noch ganz lustig, was das für unser zukünftiges Zusammenleben mit diesem Unhold bedeuten sollte, erfuhren wir erst einige Monate später.

Am 23.12.2016 war es dann soweit. Wir fuhren das letzte Mal die weite Strecke zu unserem Hund, um ihn endlich mitzunehmen. Wir erhielten dort einen Beutel mit Hundefutter, ein Zerrspielzeug und eine Decke. Die Züchter erzählten uns noch einmal, worauf wir achten sollten. Dann ging es nach draußen. Nach einem rührenden Verabschiedungsritual der Züchter von Lemmy, fuhren wir endlich als glückliche Hundeeltern nach Hause…

SUCHE

Die Suche nach einem Hund ist nicht so schwierig. Man hat heutzutage viele Anlaufpunkte. Wenn Du eine konkrete Hunderasse bevorzugt, kannst Du dich bei den entsprechenden Rassevereinen erkundigen. Dort findest Du Listen von Züchtern und häufig Informationen über aktuelle Würfe. Außerdem kannst Du über eBay Kleinanzeigen oder ähnliche Plattformen ebenso gut fündig werden. Hier solltest Du dann allerdings etwas genauer hinschauen und dich gut Informieren.

TIERHEIM

Es gibt selbstverständlich auch die Möglichkeit einen vierbeinigen Begleiter im Tierheim zu finden. Das hat viele Vorteile. Die Kosten für einen Hund sind deutlich geringer. Möchte Du einen Hund aufnehmen, erhebt das Tierheim lediglich ein sogenannte Schutzgebühr, welche die entstandenen Kosten für das Heim decken soll. So unterstützt und entlastest Du das Heim gleichermaßen. Dazu kommt, dass diese Tiere entsprechend Ärztlich versorgt sind, da notwendige Untersuchungen, Impfungen und Entwurmungen gründlich durchgeführt wurden. Mit dem Thema Stubenreinheit musst Du dich oft auch nicht mehr auseinandersetzen. Viele Hunde im Tierheim sind häufig schon ausgewachsen und meistens stubenrein. Den Vorteil solltest Du nicht unterschätzen. Jeder Besitzer eines Rüden, in einer Wohnung mit Teppich weiß vermutlich wovon ich rede. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Tiere vom Fachpersonal im Tierheim bereits unter die Lupe genommen werden konnten. Daher können die Kollegen häufig gut erkennen, ob einer der Vierbeiner ein rastloser Rabauke, ein kleiner Sportler oder eher ein typischer Familienhund ist. Daher solltest Du dich ohnehin gut beraten lassen. Manche Tiere dort benötigen durch mangelnde Sozialisierung oder aufgrund von Missbrauch besondere Zuwendung. Darauf kann man sich dann, entsprechend informiert, deutlich besser einstellen.

BEDENKZEIT

Eine Entscheidung solltest Du nie übers Knie brechen. Allerdings versuche ich mir gerade vorzustellen, wie es geworden wäre, wenn wir uns erst später entschieden hätten. Am Ende wird es eh so, wie es werden soll. Und warum muss man alles bis ins kleinste Detail durchdenken? Nur weil ein Hund etwas mitteilungsbedürftiger, einen Hauch zu selbstbewusst oder gar größenwahnsinnig ist, muss es nicht bedeuten, dass die Entscheidung, die man getroffen hat falsch war. Ich habe mich beim ersten Zusammentreffen für Lemmy entschiede und keine Bedenkzeit der Welt hätte irgendetwas an dieser Entscheidung geändert. Und am Ende bereue ich nichts. Mary sagt immer: „Wir haben Lemmy verdient!“ und damit hat sie mal sowas von Recht.

NESTBAU

Zum Nestbau kann ich nur sagen: „Übertreib es nicht!!!“. Wir hatten uns sofort zwei Körbchen und einen Hundekennel gekauft. Dazu kamen etliche Spielzeugen, Leckerlies und und und. Was brauchst Du nun aber wirklich zum Einzug? Futter für die ersten Wochen bekommst Du in der Regel vom Züchter. Das ist auch das Futter, das der Hund bereits bekommen hat und demnach vermutlich am besten verträgt. Auch Leckerlies sind meistens schon dabei. Wir hatten sogar noch ein Halsband, eine Leine, eine Decke, ein Kauspielzeug und ein paar Kauhufe mitbekommen. Wir hätten also im Grunde nur Kotbeutel und ein Körbchen besorgen müssen. Naja im Nachhinein ist man meistens Schlauer. Sprich dich daher einfach nochmal mit den Züchter ab. Der weiß am besten, was für den Hund gut ist und was Du noch benötigen könntest.

Nun musst Du nur noch das Haus in ein welpensicheres Umfeld verwandeln. Die meisten Welpen sind extrem neugierig und probieren, wenn sie können, alles aus. Sie fressen Kabel an, räumen den Müll aus und mampfen sich an Zimmerpflanzen satt. Die Kabel müssen weg, egal wie. Abkleben, verstecken, Kabelkanal, hauptsache aus dem Bisswinkel des Welpen. So ein angeknabbertes Stromkabel kann deinem Hund das Leben kosten und ein angeknabbertes Telefon- oder Netzwerkkabel kann Dir wiederum die Nerven kosten. Den Müll solltest Du welpensicher verstauen. Der Mülleimer sollte fest und verschlossen untergebracht werden. Da Hunde nicht alles essen dürfen, kann es auch bei diesem Thema sehr schnell die Gesundheit des Tieres betreffen. Dass Du keine Süßigkeitenteller in Welpennähe stehen haben solltest, ist hoffentlich auch klar. Zucker ist ungesund für die kleinen und einige Zusatzstoffe, die sich in vielen Süßwaren befinden, können sogar tödlich für den kleinen Vierbeiner sein. Was deine Zimmerpflanzen angeht, ist es frustrierend, wenn zum Beispiel die zwanzig Jahre lang gezogene prachtvolle Palme eher an ein Gestrüpp in der Steinwüste erinnert, nachdem dein kleiner Terrorzwerg damit fertig ist. Zumal einige Zimmerpflanzen giftig sind und somit ebenso eine Gefahr für den Zögling darstellen.

Hundebücher

Hundebücher gibt es etliche. Ich selbst habe fünf oder sechs Bücher gelesen, bevor Lemmy überhaupt bei uns eingezogen ist. Ich habe erfahren wie man Hund lesen können soll, wie man ihnen gewisse Grundübungen wie Sitz und Platz beibringt, was man beim Futter beachten soll, was schädlich ist und wie man Vergiftungs oder -symptome erkennt. Lesen kann ich Lemmy mittlerweile gut. Aber sicher nicht durch das Lesen von Büchern. Nein, ich denke eher, weil ich ihn nun schon ca. zweieinhalb Jahren aufmerksam beobachte. Sitz und Platz macht er anstandslos perfekt. Genauso wie Fuß und Halt und viele andere Sachen. Das bringt mir aber nichts, wenn ein testosteronstrotzender Rottweiler angestiefelt kommt, da ich in diesem Moment ohnehin nicht mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Hundes habe und er somit weder Sitz noch irgendetwas anderes macht, sollte ich nicht gerade einen großen Truthahnbraten aus der Tasche ziehen. Mit dem Thema Futter musst Du Dich, wenn Du nicht gerade vor hast zu barfen, nicht zu sehr auseinandersetzen. Es gibt viele Unternehmen, die sich umfassend mit diesem Thema beschäftigen und einige von denen machen das richtig gut. Da Du Dich eh auf die Verdauung deines Hundes einstellen musst, kommt das dann sowieso mit der Zeit. Wissen über mögliche Krankheiten und ihrer Symptome kann nie schaden. Wie erkennt man eine Vergiftung beim Hund, ab wann ist Durchfall kritisch und wann hat ein Hund Fieber. Alles Infos, die Du auf jeden Fall parat haben solltest. Infos über alle diese Themen findest Du in fast jedem Welpenbuch. Besorg Dir einfach ein Buch über Welpen, das Dir zusagt. Der Rest ist dann eine gute Mischung aus ein wenig Wissen über Hunde und gesundem Menschenverstand. Zu viel Lektüre kann Hunderziehung eher verkomplizieren und durch falsche, fehlende oder unterschiedliche Informationen das gewünschte Ergebnis verfehlen. Glaub mir, ich habe etliche Hundebücher gelesen und am Ende haben mir mein gesunder Menschenverstand und ein aufmerksames Auge am meisten geholfen.